Podcast: Können wir noch richtig diskutieren?
„Haben wir verlernt, in der Gesellschaft Debatten zu führen?“ fragt Carsten Linnemann seine Gäste im Podcast ‚Einfach mal machen‘. „Was können wir als Gesellschaft tun, dass wir vernünftig über die Faktenlage reden? Wie kommen wir als Gesellschaft weg von einer emotionalen, manchmal ideologischen, vor allem moralisierenden Debatte?“
- Schupelius: Demokratie und Gesellschaft kann man durch Debatten und Berichte formen.
- Herrmann: Weniger Emotionen, mehr Sachkenntnis und Offenheit für andere Meinungen.
- Linnemann: Streiten in der Sache hilft, richtige Lösungen zu finden.
Die 25te Folge von ‚Einfach mal machen‘ ist eine Jubiläumssendung. Die Moderatorin und Geigerin Dorothea Schupelius sowie der Gastronom und TV-Koch Alexander Herrmann sind zu Gast. „Kultur-Genies“ nennt der CDU-Generalsekretär sie.
Schupelius: Wofür stehen wir? Was ist unser Wertekonzept?
Demokratie und Gesellschaft kann man durch Debatten und Berichten formen, sagt Schupelius. Sie fragt: „Wo wären wir in unserer Gesellschaft, wenn wir nicht miteinander redeten und den ganzen Tag hinterfragen, was Politiker sagen oder tun?“
Für eine ehrliche Debatte fordert sie aber auch, wieder diejenigen zu Worte kommen zu lassen, die Fachexpertise haben. Die Debatte muss sich wieder mehr auf Fakten berufen. „Wenn eine Musikerin ein Konzert gibt und sich danach berufen fühlt, eine Rede zu Palästina oder Israel zu halten, dann sage ich nicht: Sie ist nicht berechtigt zu dieser Meinung. Ich frage mich nur, ob es nicht wichtig ist, dass Diskussionen faktenbasiert sind. Und das sind sie nicht, wenn sie auf emotionaler Meinung basieren.“
Herrmann: Weniger Emotionen, mehr Sachkenntnis und Offenheit für andere Meinungen
„Ich komme gar nicht mehr in die Position, zu erklären“, stellt Alexander Herrmann zu aktuellen Debatten fest. Die eigene Meinung wird vom Gegenüber oft nicht mehr sachlich, sondern emotionalisiert bewertet. Die jeweils eigene Moralvorstellung wird zum Leitbild. Sachliche Debatten sind kaum möglich. Er habe sein Verhalten auf social Media zum Teil an die neue Debattenkultur angepasst, bedauert Herrmann. Moral klar zu definieren, sei ohnehin eine kaum lösbare Herausforderung bekräftigt er. Denn es komme bei Moral immer auf den Blickwinkel an.
Seine Forderung: „Man muss die Emotionen mal weglassen. Und einfach mal akzeptieren, dass jemand eine Meinung hat.“ Auch, wenn sie der eigenen widerspricht. Das, so Herrmann „ist eher befruchtend, weil ich danach immer auch nachdenke, warum dem so ist“. Wenn man „verkantet“, die eigene Sicht nicht loslassen kann, komme man weder in der Debatte noch in der Sache weiter.
„Ich finde es gut, wenn man Emotionen in einer Debatte hat“, sagt Schupelius. Sie empfiehlt aber zu ent-moralisieren. „Streiten ist eine Hochkultur, wenn man kultiviert streiten und debattieren kann“, stellt sie fest. „Das ist eine wunderbare Sache. Das ist ein christlicher, ein westlicher Wert, auf den wir stolz sein dürfen und den wir wieder einführen müssen. Denn Debattieren heiße nicht, „dass wir uns ankreischen müssen und am Ende bewiesen haben, dass der andere ein ganz, ganz schlechter Mensch ist“.
Linnemann: Streiten in der Sache hilft, richtige Lösungen zu finden.
Gastgeber Linnemann bekennt: „Ich bin mir ganz sicher, dass die öffentliche Meinung eine ganz andere ist als die veröffentlichte Meinung.“ Er macht es auch an der „Stadtbild-Debatte“ fest. „Jeder weiß doch, was gemeint ist“, sagt er. „Und wenn ein Bundeskanzler so etwas anspricht, dann wird gleich gesagt: ‚Wie kann ein Bundeskanzler so etwas ansprechen?‘“ Man solle sich daran gewöhnen, „dass gerade auch ein Bundeskanzler Dinge ansprechen muss“.
Natürlich, so Linnemann, müsse man am Ende einer Debatte auch versuchen, die angesprochenen Probleme wirklich zu lösen.
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