Moderne Medizin braucht Planung, Abstimmung und Geld
Eine Krankenhausreform ist dringen notwendig, ebenso Planung Abstimmung und Geld. Wie genau moderne Medizin erfolgreich sein kann diskutierten Herzchirurgin Prof. Dr. Claudia Schmidtke & Czaja jetzt mit CDU-Mitgliedern
Deutschland wird älter. Für immer mehr Frauen und Männer gehören regelmäßige Untersuchungen, Beratung oder sogar Eingriffe im Krankenhaus oder beim Arzt zum Leben dazu. Auf der anderen Seite schließen Krankenhäuser und Landarztpraxen, fehlen Fachärzte. Viele Menschen haben Sorgen, wenn das Thema möglicher Krankenhaus-Schließungen auf der Tagesordnung steht. CDU-Generalsekretär Mario Czaja lassen diese Sorgen nicht kalt: Als Gesundheitssenator in Berlin hatte er viele ähnliche Probleme selbst auf dem Schreibtisch. Mit der Herzchirurgin Prof. Dr. Claudia Schmidtke diskutierte Czaja jetzt mit CDU-Mitgliedern zum Thema.
Eine Reform ist notwendig
Mario Czaja bestätigt im Gespräch mit den CDU-Mitgliedern: Es gibt großen Reformbedarf. Notwendige Reformen dürfen aber nicht zu Verunsicherung führen. Eine Reform darf nicht auf dem Reißbrett entworfen werden. Sie muss mit den Akteuren aus der Praxis koordiniert und dann strukturiert durchgeführt werden.
„Wir brauchen eine Krankenhausreform. Wir müssen stationär und ambulant besser verzahnen. Und wir müssen die Digitalisierung besser nutzen.“ Mario Czaja
Die Finanzierung der Krankenhäuser teilen sich die Bundesländer und die Krankenkassen. Während die Länder für die Investitionskosten zuständig sind, finanzieren die Krankenkassen die Betriebskosten, also jene Kosten, die für die Behandlung von Patienten anfallen. Zudem sind die Länder zuständig, dass eine flächendeckende stationäre Versorgung sichergestellt ist. In diese Aufteilung greifen die Vorschläge von Gesundheitsminister Karl Lauterbach zu stark ein. „Die Länder haben dem Gesundheitsminister unisono die Leviten gelesen“, so der CDU-Generalsekretär.
Fachärzte ausbilden und halten
Auch Claudia Schmidtke kritisiert die Pläne des Gesundheitsministers: Die Reduzierung auf Quantität kann zur Gefahr werden. Das wäre ein Rückfall auf das System der Fallpauschalen. Im Ergebnis kann dies dazu führen, dass Behandlungen bis hin zur OP angesetzt werden, obwohl sie nicht nötig sind.
„Es ist gut, dass wir gute Spezialisten haben“, stellt Czaja fest. Er sagt aber auch: „Es geht nicht überall alles.“ Angst vor Abwanderung der Fachärzte ins Ausland hat er nicht. Die Ärzte gehen in der Regel dahin, wo ihre Spezialisierung gefragt ist. Durch Bündelung von Leistungen steigt die Zahl der Eingriffe – und damit die Qualität der Leistung.
Prof. Schmidtke: „Die Versorgung vor Ort sieht auf dem Land anders aus.“ Die Krankenhaus-Landschaft im Allgemeinen ist in Deutschland gut, bekräftigt Schmidtke. Die Herzchirurgin sieht hier großflächig den Einsatz modernster Medizin. „Wir haben ein riesiges Potenzial“ – bei Diagnostik und Behandlung.
Andererseits gibt es deutliche Unterschiede zwischen der ambulanten Versorgung auf dem Land und in der Stadt. Während wir in manchen städtischen Bereichen ein Überangebot haben, schließen auf dem Land viele Ärzte ihre Praxen, weil es keine Nachfolger gibt. Damit fehlen Anlaufstellen.
Schmidtke fordert: „Der erste Anlaufpunkt muss die Hausarztpraxis sein.“ Dort wird entschieden: Behandelt man ambulant oder stationär. Derzeit läuft vieles direkt über die Notaufnahmen in Klinken, die dadurch an ihre Grenzen stoßen. .
Digitalisierung nutzen
Beste Chancen für eine moderne Medizin bieten Digitalisierung und KI, stellt sie fest. Das umfasst sogar die Anwendung von KI zur Diagnostik und zur Planungsempfehlung für weitere Behandlung. Einen besonderen Pluspunkt von KI stellt Schmidtke heraus: KI kann mittlerweile in viele Sprachen abfragen und antworten. Das hilft vor allem auch da, wo Patienten kaum oder kein Deutsch sprechen.
Investitionen müssen daher auch in solche Bereiche gedacht werden. Insgesamt der Finanzbedarf damit weiter steigen. Den Krankenhäusern fehlen derzeit aber notwendige Investitionszuschüsse.
Eine gute Reform: Beispiel NRW
Nordrhein-Westfalen richtet derzeit seine Krankenhausplanung neu aus. Dort werden sogenannte Leistungsbereiche und Leistungsgruppen ausgewiesen, um eine zielgenauere Krankenhausplanung zu ermöglichen. Konkret muss ein Krankenhaus bestimmte Qualitätskriterien erfüllen, um eine Leistung anzubieten. „NRW ist eine Blaupause“, sagt Schmidtke. Klar ist aber: „Es wird nicht als Nullsummenspiel funktionieren. Es wird Investitionszuschüsse brauchen.“




