1. Historie als Mahnung
  2. Der übergriffige Staat bremst das Land
  3. Vertrauen statt Generalverdacht
  4. Es fehlt der Mut zum Durchsetzen

Historie als Mahnung

„Einigkeit und Recht und Freiheit” – unter diesem Leitspruch fand in der alten Kaiserstadt Goslar vom 20. bis 22. Oktober 1950 der erste Bundesparteitag der CDU statt. Damit konstituierte sich die CDU auf Bundesebene, fünf Jahre nach den regionalen Gründungen. Die Konrad-Adenauer-Stiftung erinnert mit der Goslarer Rede jährlich an dieses wichtige Ereignis.  

Anlässlich des 75. Jahrestages des CDU-Gründungsparteitages in Goslar zog Generalsekretär Carsten Linnemann einen deutlichen Vergleich zwischen 1950 und heute. Damals herrschte größter Mangel und mehr als ein Zehntel der Menschen litt unter Arbeitslosigkeit. Dennoch herrschte Zuversicht inmitten von Trümmern in der geteilten Stadt Goslar. Dieses gemeinsame Band, was die Menschen damals teilten, gibt es heute nicht mehr. Derzeit macht sich trotz allen Überflusses eine rätselhafte Verunsicherung breit im reichsten Sozialstaat. Linnemann sieht die Wurzel dieses Erfolgs von damals im Mut von Führungspersönlichkeiten: 

„Konrad Adenauer war so einer, der sich mutig gegen große Widerstände für die Westbindung stark machte, der für die Wiedereinsetzung der Streitkräfte war. Ohne Adenauers Mut wäre Deutschland nicht da, wo es heute ist.“ Carsten Linnemann  

75 Jahre CDU Goslar
Foto: Gottfried Schwarz
75 Jahre CDU Goslar
Foto: Gottfried Schwarz
Foto: Gottfried Schwarz Foto: Gottfried Schwarz

Der übergriffige Staat bremst das Land 

Als zweites großes Vorbild nannte Linnemann den Vater der Sozialen Marktwirtschaft: Ludwig Erhard, der 1948 mutig die Zwangswirtschaft aufhob. Doch Erhards Ideal der Eigenverantwortung ist heute bedroht. Der Staat hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem komplexen, bremsenden Apparat entwickelt: 

„Das, was Deutschland eigentlich groß gemacht hat, wird heute meines Erachtens zunehmend vom Staat gehemmt.“ Carsten Linnemann 

Der Generalsekretär kritisierte die ausufernde Bürokratie. Sie lähmt die Bürger und Unternehmen lähmend. In diesem Zusammenhang zitierte er den verstorbenen sächsischen CDU-Minister Kurt Biedenkopf, der ihm von einem Gespräch mit Ludwig Erhard berichtete: „Er [Ludwig Erhard] sagte, dass er nie damit gerechnet hat, dass mit steigendem Wohlstand die Eigenverantwortung des Einzelnen so stark zurückgeht.“ 

Vertrauen statt Generalverdacht

Linnemann verlangte ein sofortiges Ende der Misstrauenskultur.  

„Was gar nicht geht, ist, dass man alle unter Generalverdacht stellt, dass alle schwarze Schafe sind, dass man direkt ein Misstrauen anlegt, dass man nicht erst mal vertraut in den Menschen.“ Carsten Linnemann 

Der Staat muss wieder funktionsfähig sein Ordnungsversprechen erfüllen. Das heißt, für Sicherheit sorgen und seine eigenen Prozesse vereinfachen. Als positives Beispiel nannte er einen Landrat aus seinem Kreis, der Bauanträge ab 2026 beschleunigen will: Nach drei Monaten ohne Entscheidung gilt der Antrag automatisch als genehmigt. 

75 Jahre CDU Goslar
Gottfried Schwarz
75 Jahre CDU Goslar
Gottfried Schwarz
Gottfried Schwarz Gottfried Schwarz

Es fehlt der Mut zum Durchsetzen 

Die zentrale Botschaft der Rede ist der Appell an die Politik, das lange offene Zeitfenster für notwendige Veränderungen endlich zu nutzen. Es fehlt nicht an Wissen, sondern am politischen Willen: 

„Ich bin mir ganz sicher, dass wir diesen Mut, den Konrad Adenauer und Ludwig Erhard an den Tag gelegt haben, heute brauchen. Es gibt heute viel weniger Erkenntnislücken als damals. Es fehlt der Mut, die Dinge wirklich anzugehen.“ 

Abschließend zitierte er Adenauer selbst. Eine klare Richtschnur für die CDU: 

„Das Wichtigste ist der Mut. Der gute Politiker muss auch Mut haben, dasjenige, was er als richtig erkannt hat, nun anderen zu sagen, zu vermitteln und durchzusetzen.“ Konrad Adenauer 

Es braucht den Mut, auch mal anzuecken, auch mal Widerspruch zu ernten. Davon lebt unsere Demokratie damals wie heute. Das Zeitfenster, so Linnemann, steht heute offener denn je für Veränderungen in Deutschland. Die CDU wird diesen Mut aufbringen und die notwendigen Reformen anpacken. Das Ziel ist ein Deutschland, in dem Leistung wieder belohnt wird und die Menschen mit Zuversicht in die Zukunft blicken. 

hier die gesamte Rede von Carsten Linnemann im Video:  „Einigkeit und Recht und Freiheit” – Carsten Linnemann: Goslarer Rede 2025