Sie ist Kultusministerin in Schleswig-Holstein und stellvertretende Vorsitzende der CDU. Im Deutschlandfunk fordert Karin Prien angesichts des PISA-Schocks mehr Geld für gute Bildung und notwendige Reformen. Im Mittelpunkt von Bildungspolitik muss der Bildungserfolg stehen, so die Ministerin: „Es muss so sein, dass wir auf den Erfolg schauen, auf den ‚Outcome‘. Nicht darauf, ob irgendein Unterricht oder Lehrplan abgearbeitet wurde.“

Erste Schritte für bessere Grundkenntnisse eingeleitet

„Das Ergebnis der PISA-Studie reiht sich ein in die Ergebnisse der nationalen Vergleichsstudien der letzten Monate und des letzten Jahres“, sagt Prien. „Insofern ist es nicht überraschend.“ Doch die Studie muss Folgen haben, fordert sie. Sonst kann es keine Verbesserungen in der schulischen Bildung geben.

„Es geht nicht darum, dass eine Lehrkraft Unterricht macht. Es geht darum, dass ein Kind am Ende bestimmte Kompetenzen erwirbt.“ Karin Prien

Prien betont, dass schon Veränderungen begonnen wurden. „Wir haben schon seit geraumer Zeit sehr ernsthafte Schritte eingeleitet.“ Mit der ständigen wissenschaftlichen Kommission werden die Hauptbedarfe im Bildungssystem herausgefiltert. „Und da geht es in erster Linie darum, die Grundfähigkeiten beim Rechnen, Lesen und Schreiben stärker in den Blick zu nehmen.“ Schon in den Kitas muss die Förderung beginnen. In der Grundschule muss darauf ein Schwerpunkt liegen.

„Es geht darum, den Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildungserfolg durch sehr frühes Eingreifen zu verringern. Es geht um einen besseren Unterricht im Bereich der Mathematik.“ Es gibt dazu eine gemeinsame Fortbildungsinitiative aller Bundesländer, die so genannte QuaMath-Initiative. Und es geht um eine bessere Lehrerbildung insgesamt an Unis und im Vorbereitungsdienst.

Verpflichtende Sprachförderung ist gestartet

In Schleswig-Holstein hatte Prien für viereinhalbjährige Kinder mit unzureichenden Deutsch-Kenntnissen ein verpflichtendes Kita-Jahr gefordert. Doch die Grünen haben das als Koalitionspartner zunächst verhindert. Prien will das Projekt dennoch verfolgen. Vereinbart wurde dazu, das Kita-Pflichtjahr im Einzugsbereich von so genannten Perspektivschulen zu testen. Dort, wo auch in den Schulen besonderer Förderbedarf ist, sollen auch die Kitas eingebunden werden. „In diesen Schulen werden wir zum nächsten Schuljahr eine besondere Sprachförderung im Vorschuljahr einführen.“

„Der Schlüssel für mehr Bildungserfolg liegt in der Kita“, bekräftigt Prien. Darin ist sie sich auch in Schleswig-Holstein mit dem Koalitionspartner einig. „Wir müssen dort mehr tun“, stellt sie klar. Auch an anderen Standorten braucht es „ein Screening in den Kitas“, so Prien, eine Untersuchung und Analyse, ob Förderbedarf besteht. In so genannten Sprach-Kitas gibt es schon jetzt verpflichtende Sprachförderung für Kinder mit Förderbedarf. Das ist ein wichtiger Baustein, so Prien. „Ich werde da auch nicht nachlassen.“

Förderung zum Schulabschluss

Auch in den letzten Schuljahren braucht es angesichts der Defizite der letzten Jahre aktive Förderung. „Mein Bundesland hat gesagt: Wir führen auch das Programm ‚Aufholen nach Corona‘ fort.“ Die Ampel-Regierung hatte diese Finanzierung eingestellt. Jetzt fördert Schleswig-Holstein aus Landesmitteln. „Und wir fördern gerade im Zusammenhang der Abschlussvorbereitungen. Damit weniger Schülerinnen und Schüler die Schule ohne Abschluss verlassen.“

Pandemie, Zuwanderung, Lehrermangel – es gibt viele Gründe

Deutschlands Schulen waren während der Corona-Pandemie länger und tw. öfter geschlossen als Schulen in anderen Ländern. „Das hat eine große Rolle gespielt“, so Prien. „Das war ein Fehler. Und das führt auch zu den Ergebnissen, die wir jetzt sehen.“ Vorteile haben Länder, die früher mit der Digitalisierung des Unterrichts begonnen haben. Wichtig war auch, dass Lehrer andernorts besser mit der Digitalisierung umgehen konnten. Prien betont aber auch: Diese Themen sind nur einige unter mehreren.

„Die Gründe haben wir längst erkannt und arbeiten daran“, so Prien. Darüber hinaus fordert sie: „Es muss jetzt ein Weckruf durch unser Land gehen. Wir brauchen mit Bund, Ländern und Kommunen gemeinsam die Überzeugung, dass wir mehr in Bildung investieren.“ Das ist Voraussetzung für bessere Schulergebnisse.

Die Umstellung braucht Einsatz und Geduld

„Die frühe Förderung ist das eine. Eine datenbasierte Schulentwicklung ist das andere.“ Prien sagt ganz klar: Es braucht ein ‚lernendes Schulsystem‘, das immer wieder abgleicht, welche Maßnahmen miteinander und aufeinander wirken. Schule darf in der Vermittlung nicht aufgeben. „Man darf nicht aufhören, Kinder zu fördern.“ So lange, bis sie die Grundkenntnisse beherrschen.

Es wurde in vielen Bereichen schon mit der Umsetzung von Maßnahmen begonnen. Doch „es dauert nun mal“, bis Erfolge möglich und sichtbar werden. Eine Lehrerausbildung dauert 6 bis 7 Jahre, rechnet Prien vor. Es dauert einige Jahre, um eine gute Fortbildungsinitiative bundesweit aufzubauen und umzusetzen. Und damit dauert es auch, bis die Förderung der Grundkenntnisse Erfolge zeigt. „Da kann niemand mit dem Zauberstab mal eben eine Veränderung herbeiführen. Das sind Prozesse, die eine gewisse Dauer brauchen.“