Angela Merkel: Kontakte weiter reduzieren!
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In ihrer Rede zur Generaldebatte im Deutschen Bundestag hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einem emotionalen Appell an uns alle gerichtet. Sie rief dazu auf, die Kontakte weiter zu reduzieren, um Risikogruppen zu schützen und einen exponentiellen Anstieg der Infektionszahlen, insbesondere nach den Weihnachtsfeiertagen, zu verhindern.
Emotionaler Appell der Bundeskanzlerin
Die Bundeskanzlerin betonte: „Wenn wir jetzt vor Weihnachten zu viele Kontakte haben und es anschließend das letzte Weihnachten mit den Großeltern war, dann werden wir etwas versäumt haben. Das sollten wir nicht tun.“ Alarmiert war die Bundeskanzlerin unter anderem wegen des gestrigen Höchststandes von 590 Todesfällen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. „Wir sind in einer entscheidenden, vielleicht in der entscheidenden Phase der Pandemie-Bekämpfung“.
Wissenschaftlichen Erkenntnissen folgen
Bei der Bewältigung der Pandemie komme vor allem der Wissenschaft eine herausgehobene Bedeutung zu: „Ich habe mich in der DDR zum Physikstudium entschieden, weil ich ganz sicher war, dass man vieles außer Kraft setzen kann, aber die Schwerkraft nicht, die Lichtgeschwindigkeit nicht und andere Fakten nicht, und das wird auch weiter gelten”, betonte sie und forderte, bei der Pandemiebekämpfung wissenschaftlichen Empfehlungen zu folgen. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat für die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel einen harten Lockdown in Deutschland vorgeschlagen. Konkret empfehlen die Wissenschaftler, bereits ab 14. Dezember die Kontakte im beruflichen wie im privaten Bereich auf das absolute Mindestmaß zu verringern.
Sorgen und Bedürfnisse ernstnehmen
Die große Mehrheit der Deutschen nehme die Einschränkungen im Sinne der Gemeinschaft hin. Dennoch reichten die Maßnahmen derzeit nicht. Merkel betonte, dass sie um die Härte der Maßnahmen für viele wissen, gerade in der Vorweihnachtszeit: „Es tut mir wirklich im Herzen leid“, erklärte sie, aber die aktuellen Zahlen seien nicht mehr hinnehmbar. Dennoch müssten die Sorgen und Bedürfnisse der Menschen ernstgenommen werden. Immerhin gebe es mit der Aussicht auf die Impfstoffe, die bald zu Verfügung stehen, „Licht am Ende des Tunnels“. Zuvor brauche es aber noch einen gemeinsamen Kraftakt.
Dabei seien nicht Verbote der Schlüssel zum Erfolg, sondern vielmehr „das verantwortliche Verhalten eines jeden Einzelnen und die Bereitschaft mitzumachen“, sagt Merkel. Und die große Mehrheit der Deutschen habe gezeigt, dass sie bereit sei, die Regeln einzuhalten. "Dafür bin ich von Herzen dankbar, und das sollten wir alle miteinander sein."
Hier können Sie sich die Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel noch einmal ansehen.
Westfälische Nachrichten: „Eine Neuauflage des harten Lockdowns wird auch in Deutschland wahrscheinlich. Frankreich, Portugal, Griechenland, Italien – zahlreiche Länder sind diesen Schritt bereits gegangen. Das komplette Herunterfahren ist die Ultima Ratio. Diesen Schritt zügig, heißt: auch über die Feiertage zu gehen, wäre konsequent. Abwarten spielt dem Virus in die Hände. Eine zeitnahe Kontaktbeschränkung einzufordern – mehr geht ja nicht –, ist zudem sinnvoll, damit Weihnachten und Silvester 2020 nicht als Superspreading-Ereignisse in die Geschichte eingehen.“
Bild.de: „Die wohl emotionalste Rede ihrer Kanzlerschaft! Bundeskanzlerin Angela Merkel (66, CDU) nimmt bei der Generaldebatte im Bundestag kein Blatt vor den Mund. Eigentlich soll es um den Haushalt 2021 und die Neuverschuldung von 180 Milliarden Euro gehen. Merkel aber nutzte den Moment, um einen lautstarken Appell direkt an die Deutschen zu richten. Merkel flehte: ‘Kontakte vermeiden, sonst werden wir es bereuen! Wenn wir jetzt vor Weihnachten zu viele Kontakte haben und es anschließend das letzte Fest mit den Großeltern war, dann werden wir sicher etwas versäumt haben. Das sollten wir nicht tun’, so die Kanzlerin in ungewohnt emotionalem Ton.”
Frankenpost: „Eine Kanzlerin, die […] Bürger und Länderchefs fast anfleht, noch mehr Einschränkungen im Sinne des Gesundheitsschutzes umzusetzen, hat so noch niemand erlebt. Handlungsdruck ist ein unzureichendes Wort dafür, dass ein Gemeinwesen nicht Tag für Tag Hunderte vermeidbarer Todesfälle hinnehmen kann. In der ständigen Abwägung von Sicherheit und Freiheit muss in dieser Situation das Schutzbedürfnis Priorität haben.“
El Mundo (Spanien): „Die Rede, die sie im Bundestag hielt, […] war ein Beispiel für Verantwortung. Im Gegensatz zu anderen führenden Politikern nimmt sie die Regierungsaufgaben wahr, statt in Propaganda zu flüchten. Sie trägt die Konsequenzen ihrer Entscheidungen und zeichnet sich durch kurze Interventionen und klare Botschaften auf Grundlage wissenschaftlicher und gesundheitlicher Kriterien aus. Führung, die nicht mit Betrug und Improvisation arbeitet, erfordert Entschlossenheit, Glaubwürdigkeit und Wissen.“