Ein ehemaliger Sparkassendirektor als Staatsoberhaupt? Ein Banker als Bundespräsident? Ein Seiteneinsteiger, einer, der nicht aus der Politik kam. Konnte das gutgehen? Es konnte. Denn als Horst Köhler auf Vorschlag der damaligen CDU-Vorsitzenden Angela Merkel am 23. Mai 2004 zum Bundespräsidenten gewählt wurde, war er vielen in der Welt längst kein Unbekannter. Mit seiner unkonventionellen Art schuf er einen neuen Typus des Bundespräsidenten.

Heute feiert Horst Köhler seinen 80. Geburtstag. Die CDU gratuliert von Herzen und wünscht dem ehemaligen Bundespräsidenten alles Gute! Deutschland hat ihm viel zu verdanken.

Der Finanzpolitiker

Anders, als viele ihn beschrieben, kam Horst Köhler aus der Politik. Er arbeitete in der Grundsatzabteilung des Wirtschaftsministeriums in Bonn, in der Staatskanzlei Schleswig-Holstein, im Bundesfinanzministerium, dort zuletzt als Staatssekretär. Der Vertrag von Maastricht trägt seine Handschrift, ebenso die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion 1990, und auch die Verhandlung der Kosten für den Abzug der russischen Streitkräfte aus Deutschland nach 1990.

Horst Köhler bereitete von 1990 bis 1993 für Helmut Kohl die deutschen Anliegen der Wirtschaftsgipfel der G7 vor. Er wechselte dann als Präsident zum Sparkassen- und Giroverband, wurde danach auf Empfehlung des Altkanzlers Helmut Schmidt und auf Vorschlag des damaligen Bundeskanzlers Gerd Schröder Direktor beim IWF, dem Internationalen Währungsfonds.

Bekannt wurde Horst Köhler der Öffentlichkeit nicht wegen harter Finanzpolitik. Bekannt wurde er vor allem wegen seiner Bemühungen zur Entschuldung der ärmsten Länder, unter anderem in Abstimmung mit Paul David Hewson, besser bekannt als Bono. Gleichzeitig stärkte er den IWF, um Finanzkrisen besser vorbeugen zu können.

Der Deutschlandpolitiker

Zweimal wurde Horst Köhler nach dieser Zeit zum Bundespräsidenten gewählt: 2004 und 2009. Seine Agenda war vor allem eine Reform-Agenda: Köhler hat die Vollendung der Einheit angemahnt, dabei auf ganz normale regionale Unterschiede hingewiesen – nicht nur zwischen West- und Ost-, sondern auch zwischen Nord- und Süddeutschland. Als der 3. Oktober ein ganz normaler Werktag werden sollte, bekannte Köhler sich öffentlich zu diesem 3. Oktober als Feiertag zur deutschen Einheit.

Horst Köhler hat aber auch Veränderungen angestoßen und für die Umsetzung und Weiterentwicklung der Agenda 2010 geworben. Dazu hat er das Bewusstsein für die besondere Bedeutung von Bildungs- und Wissenschaftspolitik geschärft und eine kinder- und familienfreundlichere Gesellschaft eingefordert.

Der Überzeugungspolitiker

Als Horst Köhler im Februar 2010 Israel besuchte, war er der zweite Bundespräsident nach Johannes Rau, der vor der Knesset sprach. Köhler bekannte sich eindeutig zur deutschen Verantwortung für die Shoah. Er beschwor die besondere Aufgabe Deutschlands im Kampf gegen Antisemitismus. Für eine dauerhaft friedliche Zukunft Israels sicherte er die Unterstützung Deutschlands zu. Diese Aussagen wiederholte Köhler 3 Monate später, zum 8. Mai 2010, ganze 65 Jahre nach der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Hier betonte er ausdrücklich: Es kann keinen Schlussstrich unter die Verbrechen der Nazis und die Verantwortung Deutschlands geben.

Nach der Vertrauensfrage 2005 löste Horst Köhler den Deutschen Bundestag auf. Damit war der Weg frei für Neuwahlen. Diese fanden am 18. September 2005 statt und begründeten die Kanzlerschaft von Angela Merkel.

Der Wirtschaftspolitiker

Als Bundespräsident setzte sich Horst Köhler für weltweite Zusammenarbeit, freien Handel und fairen Umgang mit Afrika ein. Seine Forderung war deutlich: Europa muss seine kolonialen Denkmuster ablegen. Er forderte eine „Partnerschaft mit Afrika“ und einen „Dialog auf Augenhöhe“ und brachte so Politik, Wirtschaft und Wissenschaft aus Europa und Afrika zusammen.

Mit seiner Forderung, Deutschland müsse seine wirtschaftlichen Interessen umfassend und zur Not militärisch vertreten, eckte Köhler dagegen bei fast allen Parteien an. Als er zum 31. Mai 2010 seinen Rücktritt erklärte, löste dies aber vor allem Bedauern aus. Mit Horst Köhler hatte die Bundesrepublik einen Bundespräsidenten neuen Typs: nicht partei- oder parlamentsgeprägt, stattdessen pragmatisch und zielorientiert. Er bereitete damit auch den Weg für seinen Nach-Nachfolger Joachim Gauck.