Helge Braun: Rücksicht nehmen und Verzicht üben
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Die Corona-Infektionszahlen steigen weiter. Neben Berlin werden auch weitere Großstädte zu so genannten Corona-Hotspots. Kanzleramtsminister Helge Braun hat sich angesichts dieser Entwicklung im Spiegel und im Bericht aus Berlin zu notwendigen Maßnahmen geäußert. Mit Blick auf die Situation in anderen Ländern warnt der Kanzleramtsminister davor, das Virus nicht ernst zu nehmen. Er fordert: „Die Vorsicht in der Bevölkerung muss insgesamt wieder steigen.“ Beschränkungen und Regeln müssen durchgesetzt werden. Empfindliche Bußgelder für Maskenmuffel sind richtig.
Weniger Kontakte, weniger Feste und Feiern
Im Spiegel-Interview sagte Braun, dass gerade im anstehenden Winterhalbjahr ein verändertes Verhalten und mehr Rücksicht nötig sind: „Allgemein kann man sagen, dass die Freiheiten, die wir den Sommer über hatten, im Herbst und Winter nicht in vollem Umfang aufrechterhalten werden können.“ Vor allem Feste und Feiern sollten kleiner werden oder ganz ausfallen.
Weniger Reisen
Braun fordert Reisewillige aus den Risikogebieten auf, „Reisen in diesem Herbst nach Möglichkeit zu vermeiden“. Denn nach Abstimmung mit den Bundesländern sei „das touristische Beherbergungsverbot“ als Maßnahme beschlossen worden – „verglichen mit Einreisesperren und Quarantäneanordnungen, das mildere Mittel“.
Tests: Vorrang für Risikogruppen und Gesundheitspersonal
Damit knappe Tests nicht vorrangig durch Urlaubswillige aufgebraucht werden, soll es Vorrang-Berechtigte geben, so Braun im Bericht aus Berlin: „Natürlich hat das Gesundheitswesen Priorität, was die Verfügbarkeit von Tests angeht.“ Auch Altenpflegeheime und medizinisches Personal müssen Vorrang haben.
Schulen, Bildung, Arbeit zuerst
Sollten die Infektionszahlen weiter steigen, befürwortet Braun abgestufte Maßnahmen. „Wir brauchen weiterhin eine Mischung verschiedener Maßnahmen. Er weist darauf hin, dass es zehn Tage dauert, „bis die Maßnahmen greifen“. Jetzt gehe es darum, „dass die Menschen weiterarbeiten können, dass Schule und Bildung funktionieren, dass unser Gesundheitswesen funktioniert. Alles andere wird in diesem Herbst und Winter ein Stück hinten anstehen müssen.“ Sollten die Zahlen weiter ansteigen, würden weitere Schritte geprüft.
Bundeswehr hilft in den Städten
Insbesondere bei der Kontaktnachverfolgung brauchen zahlreiche Gesundheitsämter personelle Hilfen. „Wir bilden bei der Bundeswehr auch fortlaufend Kontakt-Nachverfolgungs-Teams aus.“ Diese werden immer stärker nachgefragt. Braun selbst wirbt auch bei den Landesregierungen dafür, dieses Angebot zu nutzen. Kontaktnachverfolgung sei wichtig, um die Infektionszahlen in den Griff zu bekommen.
Bundespolizei zur Überprüfung einsetzen
Die Einhaltung der Corona-Regeln ist notwendig, um neue Infektionen zu verhindern. Die Ordnungsämter sind aktuell mit der Überprüfung oft überfordert. Dazu prüft die Bundesregierung derzeit, den Ordnungsämtern Bundespolizisten als Unterstützung anzubieten.
Darum geht’s!
Braun betont: „Das Ziel muss ganz klar sein, wieder unter eine Inzidenz von 50 zu kommen, also in einer Woche deutlich weniger als 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner zu haben.“ Dann, so Braun in der ARD, sei „auch der Reiseverkehr kein Problem“. Dazu müssten jede und jeder Einzelne in den nächsten Monaten Rücksicht nehmen und auch Verzicht üben. „Das wird nicht leicht, das ist mir klar.“
Aber ein Ende der Zurückhaltung ist nach Überzeugung des Ministers in Sicht. Optimistisch stimmt ihn der Stand der Impfstoff-Forschung. Weil derzeit schon eine ganze Anzahl von Impfstoffen am Menschen getestet werden, ist Braun „sehr optimistisch, dass wir im nächsten Jahr einen Impfstoff haben werden“. So können man „durch eine Impfung schrittweise zum normalen Leben zurückehren“.
Das Interview mit Helge Braun im Bericht aus Berlin, ARD, 11.10.2020, finden Sie hier:
https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/bab/bab-5105~_bab-sendung-665.html
Das Interview mit Helge Braun im Spiegel vom 9.10.2020 finden Sie hinter der Bezahlschranke auf Spiegel online.