„Welcher deutsche Politiker war Ministerpräsident in zwei unterschiedlichen Bundesländern?“ Was wie eine 100.000-Euro-Frage klingt, hat die einfache Antwort: Bernhard Vogel. Am 19. Dezember wird der CDU-Politiker 90 Jahre alt. Die CDU sagt: Herzlichen Glückwunsch, alles Gute und auch weiterhin gute Gesundheit, lieber Bernhard Vogel! MicrosoftTeams-image (92) Quidquid agis prudenter agas et respice finem. (Was Du tust, tue klug und bedenke das Ende.) Das Lebensmotto von Bernhard Vogel an der Motto-Wand im Konrad-Adenauer-Haus. Foto: CDU/Jens-Uwe Kerl

Bernhard Vogels Leben ist eine Geschichte von Überzeugung und Verantwortung. Immer flankiert durch sein ureigenes sympathisches Markenzeichen bis heute – sein spitzbübisches Lächeln. Mit 90 Jahren wirkt Bernhard Vogel mitunter noch immer wie ein Lausbube. Doch dahinter stecken Einsatz und Leistung über weit mehr als ein halbes Jahrhundert – vom ersten Mandat im Gemeinderat Heidelberg 1963 bis heute. Als einen „der letzten Grandseigneurs der deutschen Politik“ bezeichnete ihn jüngst DIE RHEINPFALZ.

Ministerpräsident

Für die CDU übernahm Bernhard Vogel von Helmut Kohl zunächst das Amt des Ministerpräsidenten in Rheinland-Pfalz. Das war 1976. Zwölf Jahre regierte er dort – bis 1988. Vier Jahre später übernahm er das Amt in Thüringen – und regierte noch einmal neun Jahre. Diese Doppeltätigkeit ist einzigartig in der Bundesrepublik. Sie ist sichtbarer Ausdruck des Vertrauens in den Politiker und in den Menschen Bernhard Vogel.

Gleichzeitig entstand so die zweitlängste Amtszeit insgesamt nach dem Rheinland-Pfälzer Peter Altmeier – nicht zu verwechseln mit dem Saarländer fast gleichen Namens.

Landesvorsitzender

Nicht nur als Ministerpräsident amtierte Vogel in zwei Bundesländern. Nachdem er von 1974 bis 1988 Landesvorsitzender der CDU in Rheinland-Pfalz war, stand er von 1993 bis 2000 an der Spitze der CDU Thüringen. Immer wieder setzte er sich für die Menschen in den Neuen Ländern ein, warb um Verständnis für die unterschiedlichen Lebensläufe. „Vor allem wir Westdeutschen verkennen oft, dass wir über Jahrzehnte in getrennten Welten gelebt haben. Und dass es die Ostdeutschen schwerer hatten", bekräftigte er noch im Oktober diesen Jahres gegenüber dem Südwestrundfunk.

Der Sitzungssaal der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag trägt seinen Namen: Bernhard-Vogel-Saal. ci 541 Bernhard Vogel bei einer Veranstaltung zum CDU-Grundsatzprogramm 2007 im hessischen Hanau. Foto: bilder.cdu.de

Vielseitiges Interesse

Bernhard Vogel ist überzeugter Christ und engagierter Katholik. Er leitete 1968 als Präsident den 82. Deutschen Katholikentag in Essen. Vier Jahre lang – von 1972 bis 1976 – war er Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).

Über 40 Jahre gehörte Bernhard Vogel zum Bundesvorstand der CDU. Er hat der CDU seinen Stempel aufgedrückt. Doch seine Interessen reichen weit über die Politik hinaus: Als Kultusminister begründete er die Universität Trier-Kaiserslautern, heute als Uni Trier und TU Kaiserslautern bekannt. Als Kultuspolitiker genoss Vogel Anerkennung und Respekt von allen Seiten.

Schon früh begeisterte sich Vogel für Bildung, Forschung und Lehre. 1989 übernahm er erstmals die Leitung der Konrad-Adenauer-Stiftung. Mit dem Ministerpräsidentenamt in Thüringen gab er diese wieder ab. Nach seiner Amtszeit leitete er die Geschicke der Stiftung von 2001 bis 2009 ein zweites Mal. Heute ist er Ehrenvorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung. Und seit 2010 verleihen die Altstipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung den Bernhard Vogel-Bildungspreis „Chancen schaffen – Chancen nutzen“.

Daneben ist Vogel auch im hohen Alter aktiv in Stiftungen und für Hilfsaktionen. Noch 2012 übernahm er eine Gastprofessur. Er ist im Kuratorium von Care Deutschland und der Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung. Im Frühjahr 2022 war er für die CDU Thüringen Mitglied der Bundesversammlung.